Stimmungsvolle Videos im Reportagestil
Mein Fokus beim Filmen eines Events liegt darauf, die Highlights und die Stimmung einzufangen, um damit die Veranstaltung durch das Video unvergesslich zu machen. Das Gesamterlebnis entsteht aus dem Zusammenwirken der Aktionen, der Wirkung des Raums, die gesprochenen Worten, dem Publikum, Catering, sowie dem Licht- und Musikerlebnis.
Mein Stil ist der Reportagestil. Ich sehe mich als Teilnehmer der Veranstaltung und fange mit meinem fotografischen Blick die besonderen Momente ein. Durch Nähe zum Publikum und zum Geschehen, ohne den Blick von außen zu vergessen, entsteht ein authentisches Video mit Da-Will-Ich-Auch-Dabeisein-Effekt.
1. Vorbereitung
Vor Drehbeginn ist es immer gut zu wissen, wozu das Video später gebraucht wird. Geht es um schöne Erinnerungen für die Gäste oder auch darum, die nächste Veranstaltung mit dem Video besser „verkaufen“ zu können?
Eine Veranstaltung ist immer dann am Gelingensten, wenn sie Herz und Hirn anspricht, wobei die emotionalen Komponenten die stärkste Wirkung entfalten.
2. Unterschiedliche Perspektiven einnehmen
Um ein Gespür für den Raum zu bekommen muss ich den Zusammenhang zeigen. Das Umfeld und der erste Eindruck sind wichtige Orientierungspunkte. Das filme ich gerne aus einer subjektiven Einstellung mit dem Gimbal, so wie ein Besucher die ersten Momente erlebt. Je nach der Veranstaltung und Aufgabenstellung ist die chronologische Reihenfolge wichtig oder der Fokus liegt auf den Highlights. Ich nutze dazu unterschiedliche Kamerapositionen und Brennweiten, um Details zu zeigen und das Große und Ganze.
3. Leuchtenden Augen zeigen
Um die Wirkung einer Veranstaltung in einem Video zu vermitteln ist die Reaktion des Publikums essentiell. Es ist mir immer wichtig, Gesichter zu zeigen. Ist da ein erkenntnisreiches Nicken oder Begeisterung in den Augen zu sehen, ist die Botschaft angekommen. Die Art und Weise, wie das Publikum sich verhält ist ist fürs Video manchmal wichtiger als das, was gezeigt oder worüber gesprochen wird.
4. Beobachten ist wichtiger als inszenieren
Authentische Aufnahmen von Menschen gelingen am besten, wenn sie sich nicht beobachtet fühlen. Ich achte daher darauf, dass ich mich möglichst unauffällig unters Publikum mische. Eine angemessene Kleidung ist dazu genauso wichtig wie unauffällige Technik. Meine Kameratechnik ist so groß wie nötig und so kompakt wie möglich.
Nicht zu unterschätzen ist auch die eigene Ausstrahlung, die wohlwollend ist. Wenn ich mich darüber freue wie die Gäste sich freuen, dann wenden sie sich nicht von mir ab, sondern teilen die Freude gerne. Wenn sich jemand abwendet in dem Moment, wenn ich mich mit der Kamera nähere respektiere ich das. Es ist vollkommen okay, nicht im Video sein zu wollen.
Der Betrachter des Videos merkt sofort, ob eine Szene gestellt ist. Bei einem inszenierten Handshake zum Beispiel oder wenn jemand auf der Messe ein Produkt in die Hand nimmt. Wenn ein Laie das macht, wirkt es immer zu gradlinig, zu glatt, also zu sehr mit Absicht herbeigeführt.
5. Die besonderen Momente festhalten
Besonders wichtig sind die Highlights. Das setzt voraus, dass ich am richtigen Ort im richtigen Moment bin. Dazu ist es unerlässlich, die Agenda zu kennen und vorher zu wissen, wann welche Highlights geplant sind. Weil eine gute Veranstaltung immer aus geplanten und ungeplanten Erlebnissen besteht ist auch für meine Rolle als Videograf ein hohes Maß an Flexibilität notwendig. Je klarer der Ablauf, desto besser kann ich mich auf die kommenden Ereignisse einstellen. Je komplexer die Veranstaltung desto wichtiger ist der Support durch den Veranstalter. Gleichzeitig verlasse ich mich auf meine Intuition und meine langjährige Erfahrung, welche Perspektive und welches Kamerasetting die beste wäre, um ein bestimmtes Highlight einzufangen. Dazu ist es auch wichtig zu erahnen, welcher Umstand ein gutes Bild verhindern könnte. Plötzlich steht jemand vor der Kamera. Der Keynote-Speaker geht nicht wie geplant auf die Bühne, sondern zuerst ins Publikum. Das sind typische Vorkommnisse, für die es einen Plan B braucht.
Ein einziges Wort in einer Rede kann mehr Bedeutung haben als ein langer Text. Welcher Moment für den Film später mal der richtige sein wird, ist während der Dreharbeiten nicht abzusehen. Deshalb sammle ich mit der Kamera immer wesentlich mehr Material, das später ausgewertet werden muss.
6. Der Ton macht die Musik
Die stimmige Kombination aus bewegtem Bild mit Tönen, Worten, Geräuschen und Musik im Hintergrund wirkt sehr viel stärker als das Bild alleine. Der Original-Ton gibt die Atmosphäre vor Ort wieder und verleiht dem Video mehr Tiefe, auch wenn Musik darüber liegt. Die Wirkung vom Ton wird im Video leider oft vernachlässigt. Manchmal ist es nicht wichtig zu verstehen, was gesprochen wird, sondern dass gesprochen wird. Manchmal erzielen kleine Wortfetzen große Wirkung. Ohne die Atmosphäre vor Ort auch im Ton einzufangen wirkt ein Eventfilm eher trocken wie eine Studioproduktion. Deswegen achte ich nicht nur auf eine gute Bildwirkung, sondern auch auf einen qualitativ hochwertigen Ton bei der Aufnahme und der Abmischung.
Wenn eine Beschallungsanlage vorhanden ist, kann ich den Ton mit einem externen Rekorder vom Mischpult der Regie aufzeichnen.
7. Interviews führen
Wer ein besonderes Erlebnis hatte berichtet gerne darüber. Je nach Zweck des Videos macht es Sinn, die Gunst der Stunde zu nutzen und mit Teilnehmern ein kurzes Interview zu führen. Was waren die Highlights für Sie? Welchen Impuls nehmen Sie für sich mit? Würden Sie das nächste Mal wiederkommen? Das Feedback auf solche Fragen ist sehr wertvoll, um die Stimmung der Veranstaltung zu transportieren und andere zu begeistern, das nächste Mal dabei zu sein.
Für Interviews und Statements gehören Ansteckmikrofone (Lavalier-Mikrofon) oder eine Reportagemikrofon im Funkbetrieb zum Standard.
8. Dynamische Kameraführung und ruhige Einstellungen
In meinem Koffer sind grundsätzlich zwei Kameras. Ein Kamera mit Gimbal für stabilisierte bewegte Aufnahmen und eine zweite Kamera, mit der ich aus der Hand filme und Details einfange. Eine Mischung aus leicht bewegten und ruhigen Bildern ist die perfekte Lösung zum Beispiel beim Dreh auf einer Messe oder einem Sommerfest. Damit bin ich schnell, abwechslungsreich und flexibel zugleich.
Zwei aufeinander abgestimmten Kameras sind auch sehr wertvoll zum Beispiel bei einer Konferenz, wenn ich mit einer Kamera auf dem Stativ einen Vortrag mitschneide und mit der zweiten einen Schwenk durchs Publikum aufnehme. Die zusätzliche Kamera ist auch als Backup gedacht. Sicher ist sicher.
Für besondere Aufnahmesituationen verfüge ich auch über einen portablen Mini-Dolly, Kamerakran oder Teleprompter.
9. Vollformat-Kameras mit optimaler Low-Light-Performance
Wann immer möglich nutze ich kompakte Kameras mit Vollformat-Sensor, um mit der Tiefenschärfe gestalterisch arbeiten zu können. Das ist die ideale Voraussetzung für den hochwertigen Cine-Look. Vollformatkameras bringen noch einen zweiten Vorteil mit. Weil jeder einzelne Pixel im Vollformat absolut gesehen eine größere Fläche hat als andere Kameratypen, kann jeder einzelne Pixel mehr Licht empfangen und so zu weniger verrauschten Bildern auch bei sehr wenig Licht beitragen. Eine gute Low-Light Performance der Kamera ist der größte Gewinn für authentische Aufnahmen, weil die Notwendigkeit entfällt, Licht setzen zu müssen.
Je nach Aufnahmesituation vertraue ich auf den zuverlässigen Autofokus meiner Kameras. Autofokus ist extrem wertvoll bei Aufnahmen mit Bewegung in 4k, weil die Schärfe am Monitor nicht immer gut zu erkennen ist.
Für manche Zwecke habe ich einen Satz manuell fokussierbarer lichtstarker Objektive. Gezielte Schärfeverlagerungen können sehr stimmungsvoll sein. Wunderbar zu nutzen auch, um damit einem Firmenlogo mehr Perspektive zu geben und am Ende eines Videos durch gezielte Unschärfe wieder in Distanz zu einer feiernden Menschenmenge zu gehen.
10. Postproduktion
Den kompletten Schnitt mache ich selbst und überlege schon beim Dreh eine passende Szene für den Einstieg oder als letzte Einstellung. Kurze Wege sparen Zeit und vermeiden Missverständnisse.
Bevor ich anfange zu schneiden sichere ich das gesamte Videomaterial auf einer zweiten Festplatte. Der nächste Schritt ist immer Materialsichtung und die Strukturierung des gesammelten Bildmaterials. Die besten Momente und aussagekräftigsten Szenen werden selektiert und eine passende Musik gesucht. In meinem Verständnis ist Musik im Video nicht dazu da, eine Leere zu füllen. Sie dient vielmehr dazu, die beabsichtigte Stimmung zu unterstützen: motivierend, elegant, luxuriös, relaxt, sexy, asiatisch, wie auch immer.
Bei Modenschauen, Tanz- und Musikevents ist es meistens aus rechtlichen Gründen nicht möglich, die Originalmusik zu verwenden. (Weitere Infos zum Thema in diesem Artikel). In diesem Fall ist es möglich, eine ähnlich klingende lizenzierbare Musik aus einem Musikarchiv zu verwenden. Dazu kann ich gerne beraten.
Nach dem Schnitt werden Helligkeit, Kontrast und die Farben aller Szenen angepasst und der passende Farb-Look definiert, sowie Musik und Sprache optimiert und gemischt. Das erfordert Zeit, ist aus meiner Sicht aber unerlässlich, um eine professionelle Wirkung zu erzielen und mich von „mal schnell drauf gehalten“ zu differenzieren.
Erst in diesem finalen Stadium präsentiere ich den Film dem Kunden. Es gibt von mir also kein Layout-Schnitt, um erst die Inhalte abzustimmen und dann am Feintuning zu arbeiten wie es in der Postproduktion oft üblich ist. Zwei Korrekturrunden für eventuelle Änderungswünsche sind bei mir Standard.