Authentische Businessportraits sind entscheidend für einen ersten Eindruck auf der Webseite, in einem Zeitungsartikel oder Flyer. Menschen kaufen von Menschen, und deshalb ist es so wichtig, die Persönlichkeit und Professionalität der abgelichteten Person zum Ausdruck zu bringen. Doch welche Aspekte sind für ein gelingendes Businessportrait zu berücksichtigen?
1. Die richtige Location fürs Shooting
Eine Kundin braucht Portraitaufnahmen für Social Media und ihre Webseite. Sie fragt mich, ob ich ein Studio habe oder ob wir das auch in ihrem Büro machen können. Ich plädiere ganz klar fürs eigene Büro, weil es immer ein Vorteil ist, wenn das Shooting in einem vertrauten Umfeld stattfindet. Schließlich sollen Fotos für die Webseite entstehen, und da kommt es auf jeden Fall darauf an, sympathisch und vertrauensvoll zu wirken. Die Kundin will sich und ihre Produkte „verkaufen ohne zu verkaufen“, das heißt, von sich überzeugen, ohne verkäuferisch zu wirken. Das gelingt am besten mit authentischen Fotos. Die Portraits müssen einer Live-Begegnung standhalten können, sonst ist das Vertrauen sofort hinüber.
2. Kleidung, Haare, Styling. Welchen Eindruck möchte ich hinterlassen?
Bei der Kleidung empfehle ich, alles zu vermeiden, was vom Gesicht ablenkt. Das sind vor allem unruhige und plakative Muster und intensive Farben. Im Gegensatz zu einer Party oder einem Empfang geht es nicht darum, mit etwas Besonderem aufzufallen und aus der Masse hervorzustechen. Diese Aufmerksamkeit ist dir beim Besuch deiner Webseite bereits gewiss! Hier geht es den potentiellen Kunden darum, dich näher kennenzulernen und Vertrauen zu dir aufzubauen.
Die Wahl des passenden Kleidungsstücks hängt in erster Linie von der Branche und deinem Persönlichkeitstyp ab. Kümmerst du dich ganz gewissenhaft um die Finanzen oder bist du derjenige, der frischen Wind ins Team bringen soll? Mein Tipp: wenn du dich ein klein wenig schicker anziehst als im Büroalltag, dann ist es gerade richtig. Du strahlst das Besondere dann aus, ohne verkleidet zu wirken.
Bei den Accessoires empfehle ich Einfachheit. Schmuck, Halstuch, Krawatte oder Einstecktuch sollten nicht vom Gesicht ablenken, sondern mit Bedacht genutzt werden. Frage dich lieber, was du noch weglassen kannst, ohne das Gefühl zu haben, dass etwas Wichtiges fehlt.
Die Haare hingegen sollten möglichst perfekt sitzen, ganz okay ist viel zu wenig. Wenn alles stimmig ist, du aber mit den Haaren nicht zufrieden bist, dann kannst du auch niemals zufrieden mit dem Foto sein. Das Dilemma dabei ist, dass das niemandem auffallen würde, nur dir selbst. Ich empfehle daher, vor dem Shooting zum Friseur deines Vertrauens zu gehen, ohne dabei etwas Neues auszuprobieren.
3. Welche Pose ist die beste?
Kann Posen überhaupt authentisch sein? Das sind doch nur Selbstdarsteller, die sich mit Absicht vor die Kamera stellen!
Ja, Posen kann authentisch sein! Denn wenn du dich Online präsentieren möchtest, dann musst du dich darstellen: Es geht ja genau darum, dich kennenzulernen. Deine Körpersprache ist immer Ausdruck von dir selbst, und ob das Posen zu deiner Persönlichkeit passt oder nicht entscheidest du. Wichtig ist, dass du zu dir stehst wie du bist und das auch klar ausdrückst. Dann ist es authentisch.
Ein guter Ausgangspunkt für ein klassisches Businessportrait ist der Blick aus dem Augenwinkel. Während du dich ganz einer Person oder Sache widmest und dann beiläufig in die Kamera schaust, wirkt das sehr authentisch. Ich empfehle diese Haltung, wenn jemand sympathisch und gleichzeitig selbstbewusst wirken möchte.
Der Blick aus dem Augenwinkel funktioniert nach dem Drei-Achsen-Prinzip: Die Schulterpartie bzw. der Oberkörper sollte etwas von der Kamera abgewandt sein, die Nasenspitze nur ein klein wenig und die Augen direkt in die Linse schauen. Der direkte Blick stellt also die Verbindung zum Zuschauer her, während der Oberkörper abgewandt ist. Das relativiert die Energie, der Blick wirkt etwas beiläufiger.
Wenn hingegen eine Person frontal vor mir steht, mich also mit allen drei Achsen anschaut, ist die Energie zwar am höchsten, aber gleichzeitig wirkt man dann auch eher autoritär und konfrontativ im Sinne von „komm her“, „ich habe dir etwas zu sagen“.
4. Gibt es den perfekten Gesichtsausdruck?
Der Gesichtsausdruck und besonders die Augen und der Mund bestimmen maßgeblich, wie du wirkst. Wenn deine Augen offen und wach sind, ist das für ein Businessfoto immer gut und richtig. Offene Augen stehen für Interesse, Präsenz und Begeisterung schlechthin. Beim Mund wirken offene Lippen einladend, kommunikativ und sympathisch. Geschlossene Lippen betonen die Sachlichkeit und stehen für Kompetenz. An dieser Stelle beobachte ich manchmal Unsicherheiten. Wer nicht weiß, wie er wirken möchte, kann sich schwer für das eine perfekte Foto entschieden. Ich unterstütze meine Kunden und Kundinnen gerne und erkläre auch, wie man Kompetenz ausstrahlen kann oder was maskuliner und was femininer wirkt.
Beim gemeinsamen Betrachten der Fotos spüre ich manchmal die Gedanken rattern. Sehe ich wirklich so aus? Die Nase ist doch ganz schön dominant und die Haare fallen heute auch nicht so wie sie sollen. Warum sind so viele Menschen unzufrieden mit sich selbst und ihrem Aussehen?
Man selbst möchte schöner aussehen als man ist, erfolgreicher sein, sportlicher usw. Wir geben gelegentlich sogar eine Menge Geld dafür aus, einen Schein zu erwecken. Von anderen Menschen erwarten wir hingegen Offenheit, Transparenz, Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit. Bei uns selbst gelten aber andere Maßstäbe. Bei einem Foto von uns selbst werden wir sehr, sehr anspruchsvoll. Authentizität hin oder her, dem Dilemma müssen wir uns stellen.
5. Authentisches Licht beim Businessportrait
Licht, das ganz unauffällig mit dem Bildumfeld harmoniert, wirkt am Authentischsten. Wichtig ist, dass die Szene nicht geleuchtet wirken darf, also nicht zu viel Licht auf den Vordergrund fällt.
Das vorhandene Licht zu nutzen und mit einem Reflektor die Schattenpartie etwas aufzuhellen ist die einfachste Lösung. Bei Portraits ist ein warmes und möglichst schattenfreies Licht aus der Kamerarichtung am gefälligsten. Quantität, Qualität und Farbe des Lichtes müssen im Einklang sein. Darüber sind schon viele Bücher geschrieben worden, zurecht.Das menschliche Auge ist extrem sensibel, wenn Licht und Farbstimmung in einer Szene nicht stimmig sind. Das ist die größte Herausforderung bei computergenerierten Inhalten und Bildmontagen. Unstimmigkeiten erkennt auch der Laie sofort.
6. Welcher Hintergrund passt zu mir?
Das Wort Hintergrund sagt schon alles: Der Hintergrund sollte sich nicht aufdrängen und die Aufmerksamkeit vom Hauptmotiv ablenken, darf es aber gerne ergänzen. Der Hintergrund sowie Licht und Schatten geben dem Bild Tiefe. Dunkle Farben sind deshalb die klassischen Hintergrundfarben, allen voran Blau, das nie dominant wirkt.
Den Hintergrund leicht unscharf zu fotografieren ist eine sehr elegante Methode, einen unruhigen Hintergrund zu entschärfen – im wahrsten Sinne des Wortes. Jede Art von Unperfektion verschwindet in der Unschärfe. Die Macke am Türrahmen, die Notiz auf dem Post-It, das niemand lesen sollte – alles kurzerhand in der Unschärfe verschwunden.
Raumtiefe, Möbelstücke, Accessoires, Farben und Licht sagen sehr viel über das Selbstverständnis des Portraitierten aus. Es sind die Symbole, die für den persönlichen Stil stehen.
Eine Farbfläche im Hintergrund, besonders das Weiß, wirken eher unpersönlich, neutral, vielleicht sogar nichtssagend. Manchmal kann gerade das gewünscht sein, zum Beispiel bei Ratgebern!
Bei Wahlplakaten werden hingegen besonders gerne flächige Farben verwendet. Die Person spielt auf dem Foto die Rolle des Repräsentanten einer Partei. Welche das ist, verrät die Farbe im Hintergrund. Die Wirkung: Die Person selbst verliert etwas an Bedeutung, weil sie für ein übergeordnetes Konzept steht. Das gleiche gilt auch für Mitarbeiter, die im Auftrag eines Unternehmens handeln. Hier kann es durchaus sinnvoll sein, dass der Hintergrund dezent gebrandet ist und die Unternehmensfarben hat.
In diesem YouTube Video erfährst du mehr von mir über die Gestaltung von Hintergründen bei Zoom-Meeting. Im Wesentlichen gilt das auch für Businessportraits.
7. Bildbearbeitung und Retusche
Die Ansprüche und die Standards haben sich weiterentwickelt. Die Zähne ein bisschen weißer, die Haut etwas glatter und die Augen etwas leuchtender. In der Bildbearbeitung ist das alles möglich, teilweise sogar automatisiert.
Retusche mit Bedacht anzuwenden ist für mich der Maßstab beim Businessportrait, um die Authentizität zu wahren. Das Ziel des Portraits ist es, Kompetenz auszustrahlen, Vertrauen aufzubauen, dem Bild eine persönliche Note zu geben und dazu beizutragen, in den persönlichen Kontakt zu kommen. Das ist dann die Realitätsprüfung! Es macht keinen Sinn, im Foto irgendetwas vorzutäuschen, was in der persönlichen Begegnung nicht erfüllt werden kann.
Es kann ganz schön komplex sein, ein authentisches Businessportrait zu machen, auch wenn es einfach erscheint.
Fazit
Durch das richtige Zusammenwirken von Gesichtsausdruck, Kleidung, Licht und Hintergrund kannst du sicherstellen, dass deine Businessfotos nicht nur professionell, sondern auch authentisch und ansprechend sind. Du bestimmst, wie du wirken möchtest.
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