Wie trete ich vor die Kamera?

Videoproduktion Videoportrait Cornelius Pfannkuch Business Media Art aus Frankfurt

6 Tipps für den perfekten Auftritt im Video

Wenn du als Laie vor der Kamera stehst und ein Statement abgeben möchtest, dann fragst du dich sicherlich, wie du „alles richtig machst“ und die optimale Wirkung erzielen kannst. Genau genommen ist es ein ganzes Bündel an Fragen:

1. Was sage ich bloß?
2. Bin ich richtig angezogen?
3. Wie wirke ich auf andere?
4. Soll ich im Stehen oder Sitzen sprechen?
5. Wohin mit den Händen?
6. Soll ich direkt in die Kamera schauen?

Bei der Beantwortung dieser Fragen kommt es darauf an, in welcher Rolle du dich präsentieren möchtest.
Nehmen wir an, du bist der Chef und wirbst um potentielle Neukunden oder du vertrittst deine Abteilung im Unternehmen und kämpfst um die Durchsetzung deiner Ziele.

1. Was sage ich bloß?

Überlege, was der Nutzen deines Leistungsversprechens für den Kunden bedeutet. Welche Vorteile hat der Kunde (Stakeholder) durch die Zusammenarbeit mit dir? Fasse dich kurz, auch wenn die Welt kompliziert ist und nicht nur schwarz und weiß! Die Perspektive des Kunden einzunehmen und deren Vorteile in wenigen Sätzen zusammenfassen zu können ist das Ziel. Das Zauberwort dafür ist Customer-Centric-Thinking.
Du kannst im zweiten Schritt dann darauf eingehen, wie du das Versprechen einlösen kannst, welche Maßnahmen du ergreifen wirst und welche Ressourcen du dazu brauchst etc.
Die Entscheider, die Budgets verantworten, sind oft nicht die Experten in deinem Fachgebiet. Deshalb ist es notwendig, in Bildern zu sprechen um die Zusammenhänge vereinfacht darzustellen, weil sie dann besser im Kopf bleiben. Du kennst bestimmt den Begriff Storytelling. Finde Wege, es zu deinen Gunsten zu nutzen!
In der gesprochenen Sprache hat deine Stimme und dein Charisma die Macht, deinen Worten Glauben zu schenken und andere zu überzeugen. Nutze sie!

Wenn du ein YouTube-Video machst ist es noch extremer: Die ersten 3 bis 7 Sekunden entscheiden darüber, ob der Zuschauer das Video weiter sieht oder abbricht.
Eine gute Möglichkeit, Interesse zu wecken und die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu gewinnen ist, ein Versprechen zu geben oder eine These aufzustellen und dann im Laufe des Filmbeitrags die passende Auflösung zu geben. Wichtig ist also, einen Spannungsbogen aufzubauen und ihn erst am Ende aufzulösen. Das ist der große Unterschied zu einem Live-Statement. Am PC oder Smartphone ist die Möglichkeit für Ablenkung so groß, dass du schnell die Aufmerksamkeit des Zuschauers verlierst. Versetze dich also in seine Lage: was interessiert ihn, was ist für ihn relevant? Betrachte dein eigenes Leistungsangebot aus der Sicht des Kunden.

starkes Intro
Mache den Zuschauer gleich zu Beginn des Videos neugierig!

2. Bin ich richtig angezogen?

Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens bestimmt Erfahrung gesammelt, die in Zusammenhang mit dem äußeren Erscheinungsbild einer unbekannten Person stehen. Seine Kleidung, die Frisur, Make-up, Körpersprache und so weiter geben auf jeden Fall einen ersten Orientierungspunkt. Diese Erfahrung, man könnte sie auch Vorurteile nennen, sind kulturell geprägt und durch eigene Betrachtungen im Laufe des Lebens ergänzt. Sei dir dessen bewusst, dass winzige Details eine große Rolle spielen können. Besonders Männer neigen dazu, diese zu ignorieren. Ein Piercing, ein Tattoto, eine bunte Strähne, das Muster der Krawatte, die Anzugsfarbe, die Schnalle des Gürtels oder die Form der Nase können darüber entscheiden, ob ein Mensch sympathisch oder weniger sympathisch eingestuft wird.

Wenn du bei einer Bank oder Versicherung arbeitest, wirst du wahrscheinlich Vertrauen, Kompetenz und Seriosität ausstrahlen wollen. Wenn du dich in dieser Rolle zeigst, solltest auch die kulturellen Prägungen akzeptieren. Das gebügelte Hemd wirkt seriöser als das ungebügelte, der dunkle Anzug seriöser als der helle.  Welche Kleidung in deinem Umfeld angemessen ist, weißt du sicherlich am besten. Ich empfehlen dir, dich so zu kleiden, wie du dich bei ganz normalen Kundenterminen auch kleiden würden, vielleicht ein ganz klein bisschen formeller. Bedenke weiterhin, das die Kleidung auch ein wesentliches Merkmal der Rangordnung ist. Wenn deine Worte darauf abzielen, zu überzeugen und Vertrauen durch Kompetenz aufzubauen, dann sollte die Kleidung nicht „von oben herab“ kommunizieren, sondern auf Augenhöhe. Dein äußeres Erscheinungsbild ist für die optimale Wirkung deines Statements vor der Kamera also sehr wichtig.

Formaler Auftritt beim Statements vor der Kamera
Ein Anzug mit Krawatte wirkt förmlich.

Als Faustregel läßt sich im Zweifelsfall sagen: Ein klein bisschen förmlicher als üblich.

offene Haltung des Oberkörpers optimiert die Wirkung Ihres Statements vor der Kamera
Jacket ohne Krawatte, sowie offenes Hemd mit leichtem Farbton wirken legerer.

Mein Tipp: bleibe authentisch und versuche nicht, vor der Kamera in eine Rolle zu schlüpfen, die du im realen Leben nicht ausfüllen kannst.

3. Wie ist meine Wirkung auf andere?

Die Gesamtheit der Wirkung entsteht mehr durch das Wie als durch das Was. Wie du sprichst, wie du dich bewegst und was du ausstrahlst ist fast wichtiger als was du sagst. Für die optimale Wirkung deines Statements vor der Kamera heißt das nicht, dass du dir um die Inhalte keine Sorgen machen brauchst. Es bedeutet vielmehr, dass du durch ein gekonntes Auftreten die Inhalte enorm aufwerten kannst. Genauso kannst du durch monotones Sprechen und eine unmotivierte Körpersprache die Inhalte zunichte machen.

Ein ganz besonderes Gewicht kommt dabei der Sprache zu. Der Klang deiner Stimme, die Sprechgeschwindigkeit, Rhythmus, Lautstärke, Betonungen und einige Faktoren mehr tragen ganz wesentlich zum Gesamteindruck bei. Denke an die Wirkung von James Bond. Nicht was er sagt macht ihn so charakteristisch, sondern wie.
Du bekommest also mit dem Medium Video Wirkungsmöglichkeiten des Ausdrucks, die du mit geschriebenem Text auf der Homepage und einem Porträtbild von dir vielleicht niemals erreichen kannst.

4. Soll ich im Stehen oder Sitzen sprechen?

Wenn du dich oder dein Unternehmen präsentieren möchtest, empfehle ich dir, das im Stehen zu tun. Wenn der Präsident ein Bericht zur Lage der Nation abgibt wird er dabei selbstverständlich stehen. Ein Chor würde niemals im Sitzen singen! Sei dabei lebendig aber nicht nervös und unruhig. Du wirkst im Stehen präsenter und aufrechter. Deine Stimme ist klarer und freier, du bekommst besser Luft. Im Stehen haben die Hände außerdem mehr Möglichkeiten, ihre Wirkung zu entfalten als im Sitzen. Es sind die vielen Kleinigkeiten, die die Wirkung deines Statements vor der Kamera wirkungsvoller machen.

passive Haltung beim Sitzen
Sprechen im Sitzen wirkt passiver, erzählerischer.

Im Stehen hast du auch viel bessere Möglichkeiten, die Hände zu benutzen.

Wenn du beim Sprechen auch noch läufst, und die Kamera mit dir, wirkt das sehr dynamisch. Bedenke aber, dass das Maß der Bewegung angemessen ist und in Zusammenhang mit deinen Worten stehen muss. Gleichzeitig lenkt der dauernd sich bewegende Hintergrund vom Inhalt ab. In den meisten Fällen wird sich das Laufen beim Sprechen zur Einleitung oder zur Überleitung in ein neues Thema anbieten.

Hin- und herlaufen auf der Bühne, also das „Herumtigern“ wirkt hingegen zu unruhig und nervös. Wie willst du deinen Standpunkt darstellen und gleichzeitig den Standpunkt dauernd ändern?

von Poll Immobilienbewertung
Laufen beim Sprechen wirkt dynamisch. Die Bewegung muss aber zu den Worten passen.

5. Wohin mit den Händen?

Am besten, du benutzt deine Hände zum Sprechen und unterstützen durch Gesten deine Aussagen. Das wirkt natürlich und unterstützt die Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit deiner Aussagen. Wenn du ohne Gestik und ohne Mimik sprichst, könnte der Eindruck entstehen, dass du dich innerlich von den Aussagen distanzieren. Es entsteht geradezu ein Widerspruch. Die Hände ungenutzt am Körper hängen zu lassen ist keine Option, denn sie verstärken deine Worte. Du wirkst glaubhafter und aktiver, wenn du die Hände intuitiv nutzt. Mit den Händen kannst du etwas bewegen im wahrsten Sinne des Wortes. Bewegungslose Hände bewegen nichts.
Wenn das Sprechen mit den Händen nicht deinem Naturell entspricht oder es andere Gründe wie zum Beispiel Verletzungen an Schulter und Armgelenken gibt, dann sollten du zumindest die Arme nicht hängen lassen, sondern leicht anwinkeln und die Hände leicht ineinander legen. Moderatoren nutzen gerne Moderationskarten in den Händen, manchmal ist auch ein Schreibgerät das passende Mittel, den Händen Sicherheit zu geben.

Generell kann ich sagen, dass alles, was der Schwerkraft entgegen wirkt, positiv für die Ausstrahlung und damit auch für die Wirkung deines Statements vor der Kamera ist: Aufrechtes Stehen, leuchtende Augen, ein strahlendes Lächeln und die aktiven Hände.

Hände nutzen beim Sprechen optimiert die Wirkug Ihres Statements vor der Kamera
Am besten die Hände nutzen zum Sprechen! Eine angemessene Gestik unterstützt deine Aussagen und du wirkt glaubwürdiger.

Wenn du mehr erfahren möchtest über Körpersprache und die Wirkung auf andere, dann kann ich dir dieses Buch empfehlen: „Menschen lesen“ von Joe Navarro.

6. Soll ich direkt in die Kamera schauen?

Bei persönlichen Begrüßungen und Verabschiedungen sowie Aufforderungen oder Appellen solltest du grundsätzlich den Zuschauer anschauen, das heißt in die Kameralinse schauen. Das würdest du bei einer Begegnung im realen Leben auch so machen, also den Blickkontakt suchen.
Wenn du dabei frontal zur Kamera stehst vermittelt das den Eindruck beim Zuschauer: Stopp, Halt, hier stehe ich und habe etwas Wichtiges zu sagen. Das ist auch die Wirkung eines Türstehers: er wird sich sich dir immer eindeutig in den Weg stellen wollen. Wenn du einen eindringlichen Appell hast, ist die Körperposition durchaus angemessen.
Wenn du hingegen den Oberkörper leicht drehst (ca. 15 Grad) aber mit den Augen trotzdem in die Kamera schaust, wirkt die Gesamtsituation offener und einladender. Du wirken dann wie ein Gastgeber an der Eingangstür: Willkommen, hereinspaziert!

Der Blick in die unpersönliche und „kalte“ Linse ist für den Laien ohne Übung abstrakt und vielleicht auch unangenehm. Wenn du eher ungeübt bist, aber längere Zusammenhänge darstellen möchtest, ist es viel angenehmer, du schaust an der Kamera vorbei zu einem realen oder fiktiven Interviewpartner. Die Idee dieser Dialogsituation ist ideal für sehr viele Arten der Präsentation vor der Kamera und entspannt die Dreharbeiten für alle Beteiligten erheblich. Der Vorteil: du wirkst auf ganz unkomplizierte Weise authentisch.

Interviewsituation entspannt beim Sprechen vor der Kamera
Der Blick zu einem virtuellen Gesprächspartner ist entspannter und wirkt meist authentischer.

Den zu sprechenden Text von einem Teleprompter abzulesen erfordert einige Übung. Allzu leicht wirken die Worte abgelesen und der Gesichtsausdruck ist zu starr und unglaubwürdig. Das freie Sprechen ist in jedem Fall die beste Wahl. Vor deinem Auftritt kannst du das Sprechen im Spiegel üben oder noch besser dich zur Selbstkontrolle mit deinem Smartphone aufnehmen.

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