2k vs 4k: Wann ist ein Dreh in 4k sinnvoll?

2k vs 4k, Schärfevergleich

5 Gründe, wann sich ein Dreh in 4k Auflösung lohnt

Solange die produzierten Filme „nur“ in HD-Qualität auf der Messe, im Showroom oder auf Youtube gezeigt werden, stellt sich die berechtigte Frage, ob sich ein Dreh in 4k Auflösung überhaupt lohnt. Die Performanceansprüche an die Technik in der Postproduktion und das Handling der höheren Datenmengen sind ein nicht unerheblicher Zeitfaktor.
Auch sind 4k Monitore oder gar 4k Beamer bei der Video-Präsentation eher die Ausnahme als die Regel.
In bestimmten Fällen lohnt sich aber der Mehraufwand für einen Dreh in 4k, selbst wenn er „nur“ in Full HD gezeigt wird:

1. Großbildprojektion für Events:

Der Schärfeneindruck eines in 4k gedrehten Films ist signifikant höher als in 2k gedreht, selbst wenn er nur in 2k präsentiert wird. Das Downscaling von 4k Material auf Full HD lohnt sich immer dann, wenn der Film auf einem großen Monitor gezeigt werden kann. Zum Beispiel auf einer Messe. Die Bilder wirken noch realistischer, noch räumlicher und beeindruckender.

2k vs 4k, Schärfevergleich
4k Testaufnahme mit vielen Details
2k vs 4k, Schärfevergleich
Der Bildausschnitt zeigt die höhere Schärfe von 4k Material in Vergleich zur gleichen Einstellung in 2k gedreht

Das Aufnahmesujet bestimmt, ob diese Wirkung erreicht wird und überhaupt erwünscht ist:

  • Wenn Produktdetails oder Personen mit offener Blende und geringer Schärfentiefe gedreht werden, kommt das höhere Auslösungsvermögen nicht zum Tragen.
  • Bei Luftaufnahmen, Landschafts- und Architekturthemen, bei weitwinkeligen Aufnahmen generell fällt der höhere Detailreichtum aber sofort ins Auge. Bei einem hohen Anteil an Bilddetails ist der Auflösungsvorteil am stärksten sichtbar.
Aufnahme mit geringer Schärfentiefe
Aufnahmen mit geringer Schärfentiefe profitieren nicht von der höheren 4k Auflösung
4k Auflösung Messe
Viele Details im Bild wirken bei 4k Auflösung noch realistischer und plastischer

2. Interview, Testimonial

Das 4k Material bietet 100% mehr Auflösungsreserven für nachträgliche Ausschnittsvergrößerungen (Reframing). Das ist besonders vorteilhaft bei Interviewsituationen. Die Aussagen müssen unter Umständen im Schnitt gekürzt werden oder  aus dramaturgischen Gründen ist ein Ransprung an die Person gewünscht. Die Möglichkeit für Ransprünge erspart unter die zweite Kamera, die für solche Fälle gerne genutzt wird.
Ebenso gewinnt man Produktionszeit beim Dreh, wenn der Protagonist beim Sprechen in die Kamera nicht für eine zweite Ausschnittvariante einen zusätzlichen Take machen muss, um Schnittmaterial in der Postproduktion zu haben. Das ist bei zeitkritischen und nicht wiederholbaren Drehs extrem wertvoll.

3. Chromakeying:

Die wesentlich feinere Auflösung des 4k Formats führt zu deutlich mehr Bildinformationen beim Chromakeying. Größerer Detailreichtum zum Beispiel in Haaren führt zu sichtbar besseren und realistischeren Bildergebnissen. Eigentlich kein Wunder, denn das Ausgangsmaterial ist viermal so groß. Der Mehraufwand in der Postproduktion ist auf jeden Fall gerechtfertigt.
Das folgende Beispiel zeigt vor einer Greenscreen gedrehtes Material in 2k und in 4k im Vergleich:

Von weitem betrachtet ist der Qualitätsunterschied zwischen 2k gedrehtem Material und 4k gedrehtem Material eher gering
Bildausschnitt, der den Qualitätsunterschied deutlich macht: viel mehr Details in den Haarspitzen beim 4k Material
2k vs 4k, Chromakeying
Beim Ausgangsmaterial ist die deutlich höhere Detailauflösung der Haare bei 4k erkennbar. Haare gehören zu den kritischsten Details beim Keying!

4. Gestalterische Freiheit:

Mit 4k Material gewinnt man einen erheblichen Freiraum für die nachträgliche Bestimmung des Bildausschnitts, oder wenn man in der Postproduktion zusätzliche Bildelemente wie zum Beispiel Texte einfügen möchte.

5. Fehlerkorrektur

Aufnahmen mit unbeabsichtigten Vignettierungen durch Filter oder Sonnenblenden, schiefe Horizonte, Monitore, die den Bildausschnitt nicht korrekt anzeigen etc. können in den meisten Fällen durch Ausschnittvergrößerungen gerettet werden. Verwackelte Freihandaufnahmen lassen sich durch nachträgliche softwarebasierte Bildstabilisierung „beruhigen“. Das geht immer auf Kosten des Bildausschnitts, und 4k Ausgangsmaterial ist hier klar im Vorteil. Das gilt auch für Architekturaufnahmen mit Bildverzerrungen, wie sie durch Ultra-Weitwinkelobjektive verursacht werden. In der Postproduktion lassen sich solche Verzerrungen entfernen und auch stürzende Linien von Gebäuden können korrigiert werden.

2k vs 4k, Reframing, Korrektur, Verzerrung
Original Zeitrafferaufnahme eines Messestands, erstellt mit einer Gopro Kamera. Man erkennt deutlich die tonnenförmige Verzerrung am Bildrand.
2k vs 4k, Verzerrung, reframing
16:9 Bildausschnitt mit Korrektur der optischen Verzerrung

Fazit:

Wer sich mal an die 4k Auflösung gewöhnt hat kommt eigentlich nicht mehr davon los. Selbst wenn das Ausgabeformat nur Full HD ist, sind Drehs für Großbildpräsentationen auf Messen, bei Landschafts- und Architekturaufnahmen, extrem sinnvoll. Besonders beim Chromakeying ist der Mehraufwand in der Nachbearbeitung in jedem Fall gerechtfertigt. Ich würde keinen Greenscreen-Dreh mehr in 2k machen, wenn es irgendwie möglich ist.

Für Pixel Peeper:

Die Begriffe 4k und 2k sind von mir als Sammelbegriff vereinfacht verwendet.
4k bedeutet eine Auflösung von 4096 x 2160 Pixel (Cinema-4k) oder 3840 x 2160 Pixel (Ultra High Definition)
2k bedeutet 2048 x 1080 Px (Digital Cinema Initiatives) oder 1920 x 1080 Px (Full High Definition)

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