Wie trete ich vor die Kamera?

Videoproduktion Videoportrait Cornelius Pfannkuch Business Media Art aus Frankfurt

Wenn Sie als Laie vor der Kamera stehen und eine Statement abgeben, fragen Sie sich sicherlich, wie Sie die optimale Wirkung erzielen können. Genaue genommen ist es ein ganzes Bündel an Fragen:

1. Was sage ich bloß?
2. Bin ich richtig angezogen?
3. Wie wirke ich auf andere?
4. Soll ich im Stehen oder Sitzen sprechen?
5. Wohin mit den Händen?
6. Soll ich direkt in die Kamera schauen?

Bei der Beantwortung dieser dringenden Fragen kommt es auf die Absicht und die Umstände an.
Nehmen wir an, Sie sind ihr eigener Chef und werben um potentielle Neukunden oder Sie vertreten Ihre Abteilung und kämpfen um die Durchsetzung Ihrer Vorstellungen und Ziele.

1. Was sage ich bloß?

Fassen Sie sich kurz, auch wenn die Welt kompliziert ist und nicht nur schwarz und weiß. Überlegen Sie, wie Sie den Kern ihres Leistungsversprechens oder Ihres Anliegens in einem Satz zusammenfassen könnten und gleichzeitig das Interesse an weiteren Informationen wecken. Stellen Sie sich vor, Sie begegnen einer interessanten Person an einer roten Ampel und sprechen sie an. Wenn die Ampel auf grün springt gehört das Ohr Ihres Nachbarn für die Dauer des Weges über die Kreuzung noch Ihnen. Danach wird sich entscheiden, ob sie sich zum Kaffeetrinken nochmal wieder sehen wollen.
Beim Kennenlernen im Internet ist es noch extremer: Die ersten 3 bis 7 Sekunden entscheiden darüber, ob der Zuschauer das Video weiter sieht oder abbricht.

Eine gute Möglichkeit, Interesse zu wecken und die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu gewinnen ist, ein Versprechen zu geben oder eine  These aufzustellen und dann im Laufe des Filmbeitrags die passende Auflösung dazu zu geben.

Versetzen Sie sich in die Lage des Zuschauers: was interessiert ihn, was ist für ihn relevant? Betrachten Sie ihr eigenes Leistungsangebot aus der Sicht des Kunden.

starkes Intro
Machen Sie den Zuschauer gleich zu Beginn des Films neugierig!

2. Bin ich richtig angezogen?

Ihre Kleidung, Ihre Frisur und eventuell auch Ihr Make-up geben auf jeden Fall einen ersten Orientierungspunkt. Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens bestimmt Erfahrung gesammelt, die in Zusammenhang mit dem äußeren Erscheinungsbild einer fremden Person stehen. Diese Erfahrung, man könnte sie auch Vorurteile nennen, sind kulturell geprägt und durch eigene Betrachtungen im Laufe des Lebens ergänzt. Seien Sie sich dessen bewusst, dass winzige Details eine große Rolle spielen können. Besonders Männer neigen dazu, diese zu ignorieren. Ein Piercing, ein Tattoto, eine bunte Strähne, das Muster der Krawatte, die Anzugsfarbe, die Schnalle des Gürtels oder die Form der Nase können darüber entscheiden, ob ein Mensch sympathisch oder weniger sympathisch eingestuft wird.
Wenn Sie bei einer Bank oder Versicherung arbeiten, werden Sie wahrscheinlich Vertrauen, Kompetenz und Seriosität ausstrahlen wollen. Wenn Sie das wollen, müssen Sie auch die Klischees bedienen. Das gebügelte Hemd wirkt seriöser als das ungebügelte, der dunkle Anzug seriöser als der helle.  Welche Kleidung in Ihrem Umfeld angemessen ist, wissen Sie sicherlich am besten. Ich empfehlen Ihnen sich so zu kleiden, wie sie sich bei ganz normalen Kundenterminen auch kleiden würden, nur ein ganz klein bisschen formeller. Bedenken Sie weiterhin, das die Kleidung auch ein wesentliches Merkmal der Rangordnung ist. Wenn Ihre Worte darauf abzielen, Vertrauen aufzubauen und zu überzeugen, dann sollt die Kleidung nicht „von oben herab“ kommunizieren. Ihr äußeres Erscheinungsbild ist für die optimale Wirkung Ihres Statements vor der Kamera also sehr wichtig.

Formaler Auftritt beim Statements vor der Kamera
Ein Anzug mit Krawatte wirkt förmlich.

Als Faustregel läßt sich im Zweifelsfall sagen: Ein klein bisschen förmlicher als üblich.

offene Haltung des Oberkörpers optimiert die Wirkung Ihres Statements vor der Kamera
Jacket ohne Krawatte, sowie offenes Hemd mit leichtem Farbton wirken legerer.

Bleiben Sie authentisch und versuchen Sie nicht, vor der Kamera in eine Rolle zu schlüpfen, die sie im realen Leben nicht ausfüllen können.

3. Wie ist meine Wirkung auf andere?

Die Gesamtheit der Wirkung entsteht mehr durch das Wie als durch das Was. Wie sie sprechen, wie sie sich bewegen und was sie ausstrahlen ist fast wichtiger als was Sie sagen. Für die optimale Wirkung Ihres Statements vor der Kamera heißt das nicht, dass Sie sich um die Inhalte keine Sorgen machen brauchen, sondern das bedeutet, dass Sie durch Ihr Auftreten die Inhalte enorm aufwerten können. Ein ganz besonderes Gewicht kommt dabei der Sprache zu. Der Klang ihrer Stimme, die Sprechgeschwindigkeit, Rhythmus, Lautstärke, Betonungen und einige Faktoren mehr tragen ganz wesentlich zum Gesamteindruck bei. Denken Sie an die Wirkung von James Bond. Nicht was er sagt macht ihn so charakteristisch, sondern wie.

Sie bekommen mit dem Medium Video Wirkungsmöglichkeiten des Ausdrucks, die Sie mit geschriebenem Text auf der Internetseite oder einem Porträtbild niemals erreichen können.

4. Soll ich im Stehen oder Sitzen sprechen?

Wenn Sie sich selber oder Ihr Unternehmen präsentieren wollen, empfehle ich Ihnen, das im Stehen zu tun. Sie wirken präsenter und aufrechter im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre Stimme ist klarer und freier, sie bekommen besser Luft. Wenn der Präsident ein Bericht zur Lage der Nation abgibt wird er dabei selbstverständlich stehen. Ein Chor würde niemals im Sitzen singen! Seien Sie dabei lebendig aber nicht nervös und unruhig. Eine Gradwanderung, um die Wirkung Ihres Statements vor der Kamera zu verbessern.

passive Haltung beim Sitzen
Sprechen im Sitzen wirkt passiver, erzählerischer.

Im Stehen haben Sie auch viel bessere Möglichkeiten, die Hände zu benutzen.

Wenn Sie beim Sprechen auch noch laufen wirkt das sehr dynamisch. Bedenken Sie aber, dass das Umfeld hier eine besondere Bedeutung bekommt und im Kontext mit Ihrer Gesamtaussage stehen muss. Gleichzeitig lenkt der dauernd sich bewegende Hintergrund vom Inhalt ab. In den meisten Fällen wird sich das Laufen beim Sprechen zur Einleitung oder zur Überleitung in ein neues Thema anbieten.

von Poll Immobilienbewertung
Laufen beim Sprechen wirkt dynamisch. Der Context muss zum Inhalt passen.

5. Wohin mit den Händen?

Am besten, Sie benutzen Ihre Hände zum Sprechen und unterstützen durch Gesten Ihre Aussagen. Das wirkt natürlich und unterstützt die Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit Ihrer Aussagen. Wenn Sie ohne Gestik und ohne Mimik sprechen, könnte der Eindruck entstehen, dass Sie sich innerlich von den Aussagen distanzieren. Es entsteht geradezu ein Widerspruch.
Wenn das Sprechen mit den Händen nicht ihrem Naturell entspricht oder es andere Gründe wie zum Beispiel Verletzungen an Schulter und Armgelenken gibt, dann sollten Sie zumindest die Arme nicht hängen lassen, sondern leicht anwinkeln. Sie müssen nicht wie Frau Merkel eine Raute mit den Händen formen, aber Sie können die Hände zum Beispiel leicht ineinander legen. Moderatoren nutzen gerne Moderationskarten in den Händen, manchmal ist auch ein Schreibgerät das passende Mittel, den Händen Sicherheit zu geben.

Generell kann man sagen, dass alles, was der Schwerkraft entgegen wirkt, positiv für die Ausstrahlung und damit auch für die Wirkung Ihres Statements vor der Kamera ist: Aufrechtes Stehen, leuchtende Augen, ein strahlendes Lächeln und die aktiven Hände.

Hände nutzen beim Sprechen optimiert die Wirkug Ihres Statements vor der Kamera
Die Hände nutzen Sie am besten zum Sprechen. Eine angemessene Gestik unterstützt Ihre Aussagen und wirkt glaubwürdiger.

6. Soll ich direkt in die Kamera schauen?

Bei persönlichen Begrüßungen und Verabschiedungen sowie Aufforderungen oder Appellen sollten Sie grundsätzlich den Zuschauer anschauen, das heißt in die Kameralinse schauen. Das würde Sie bei einer Begegnung im realen Leben auch so machen.
Wenn Sie dabei parallel zur Kamera stehen vermittelt das den Eindruck beim Zuschauer: stopp, halt, hier stehe ich und habe etwas wichtiges zusagen. Das ist auch die Wirkung eines Türstehers: er wird sich Ihnen immer eindeutig in den Weg stellen wollen.
Wenn Sie den Oberkörper hingegen leicht drehen (ca. 15 Grad) aber mit den Augen trotzdem in die Kamera schauen wirkt die Gesamtsituation offener und einladender. Sie wirken dann wie ein Gastgeber vor der Eingangstür: Willkommen, hereinspaziert!

Der Blick in die unpersönliche und „kalte“ Linse ist für den Laien ohne Übung sehr abstrakt und vielleicht auch unangenehm. Wenn Sie ausführliche Statements haben oder längere Zusammenhänge darstellen möchten ist es viel angenehmer, Sie schauen an der Kamera vorbei zu einem realen oder fiktiven Interviewpartner. Die Idee dieser Dialogsituation ist ideal für sehr viele Arten der Präsentation vor der Kamera und entspannt die Dreharbeiten für alle Beteiligten erheblich.

Interviewsituation entspannt beim Sprechen vor der Kamera
In der Dialogsituation schauen Sie nicht in die Kamera. Das ist für den Darsteller entspannter und erwirkt meist authentischer.

Den zu sprechenden Text von einem Teleprompter abzulesen erfordert einige Übung. Allzu leicht wirken die Worte abgelesen und der Gesichtsausdruck ist zu starr und unglaubwürdig. Das freie Sprechen ist in jedem Fall die beste Wahl. Vor ihrem Auftritt können Sie das Sprechen im Spiegel üben oder nehmen Sie sich zur Selbstkontrolle mit einer Kamera oder Ihrem Smartphone auf.

Wenn Sie mehr erfahren wollen über Körpersprache und die Wirkung auf andere, dann kann ich Ihnen dieses Buch empfehlen: „Menschen lesen“ von Joe Navarro.